Auerbacher Höllberg Pinot Noir 2019 Dosage zero
Auerbacher Höllberg Pinot Noir 2019 Dosage zero
Geduld ist bei diesem Sekt kein netter Zusatz, sondern Teil des Konzepts. Der Granit F Pinot Noir aus dem Auerbacher Höllberg zeigt sich nicht gefällig, nicht sofort offen, nicht bereit, sich jedem Glas augenblicklich zu erklären. Er fordert Zeit – und genau darin liegt seine Größe.
Die Parzelle im Höllberg ist winzig, gerade einmal 0,22 Hektar. Diorit, darüber eine mächtige Lösslehmauflage, dazu Spätburgunder-Reben aus dem Jahr 1996, die heute lockerbeerige, hochkonzentrierte Trauben liefern. Nach der Ganztraubenpressung wurde der Grundwein spontan vergoren, in französischer Eiche ausgebaut und dort auch biologisch entsäuert. Anschließend 45 Monate Hefelager. Degorgiert im Mai 2024 als Dosage Zéro, ohne Schwefel. Nichts wird hier abgefedert.
Direkt nach dem Öffnen wirkt der Sekt zunächst streng. Kühl. Fast abweisend. In der Nase viel Stein, zerstoßener Fels, Bleistiftspäne, Jod, dazu rote Frucht nur angedeutet: Kirsche, ein Hauch rote Birne. Alles sehr fein, sehr präzise, mit einer leicht rauchig-reduktiven Kante und ersten oxidativen Nuancen, die eher Tiefe als Reife signalisieren. Kein Charmeur, sondern ein Denker.
Am Gaumen ist das zunächst laserpräzise. Die Säure zieht eine klare Linie, straff und messerscharf, dabei erstaunlich elegant. Volumen ist da, aber ohne Gewicht. Der Wein füllt den Mund, bleibt dabei leichtfüßig, salzig, von einer festen mineralischen Struktur getragen. Die Perlage wirkt ruhig, fast zurückgenommen, lässt dem weinigen Charakter Raum. Mit Luft wird das Bild runder: nussige Anklänge, feine Röstaromen, etwas reife gelbe Frucht, die sich langsam in den Vordergrund schiebt, ohne jemals laut zu werden.
Das Spannende passiert im Verlauf. Was anfangs karg und fordernd wirkt, beginnt sich zu weiten. Die Struktur bleibt, die Frische auch, aber es kommt Balance hinzu. Genau deshalb lohnt es sich, diesem Sekt Luft zu geben – und noch mehr, ihm Zeit zu lassen. Pinot Noir braucht nach dem Degorgement einfach länger, um sich zu setzen, um die Spannung in Gelassenheit zu übersetzen.
Das ist kein Terrassen-Sekt und kein schneller Applauswein. Das ist ein Schaumwein mit Anspruch, Tiefe und ernsthafter Perspektive. Einer, der heute schon beeindruckt, aber in zwei, drei oder mehr Jahren vermutlich erst zeigt, wozu er wirklich fähig ist. Aufmerksamkeit und Geduld sind hier keine Option – sie sind Voraussetzung.