Die höchsten Lagen der Rhône
Der Mont Ventoux thront über der Rhône wie ein König über seinen Gefolgsleuten und ist ein recht dominanter Berg in der Region. Die Zeit scheint hier, am Fuße des Berges, noch ein wenig stehen geblieben zu sein. Im besten Sinne. Die Menschen sind viel mit dem Rad unterwegs, es gibt viele kleine Restaurants und auch auf nahezu jedem Weingut kann man mindestens vor dem wunderschönen Panorama die hiesigen Weine verkosten, in der Regel aber auch lokale Spezialitäten wie Käse und Wurst essen oder sogar übernachten.
Geographisch sowie geologisch hat diese wunderschöne Subregion wirklich gar nichts mit dem deutlich bekannteren südlichen Rhônetal zu tun. Während die prestigeträchtigen Appellationen wie Chateauneuf-du-Pape oder auch der Hermitage mit ihren granithaltigen, teilweise lehmigen Kieselböden so langsam aber sicher Probleme mit den steigenden Temperaturen bekommen, profitieren die Winzerinnen und Winzer im Ventoux von diesen Entwicklungen, da ihre Reben ein ganzes Stück höher auf dem Kalksteinmassiv des Mont Ventoux liegen. Somit vereinen sich hier mediterranes Klima, kühle Winde und Nächte mit Kalksteinterroir, was für die Entstehung von animierenden Weinen essentiell ist. Die Zeiten, in denen die Menschen müde, säurelose, fette, marmeladige und ungemein wuchtige Rhône-Bomben trinken wollten, sind sowieso längst vorbei. Sowas bekommt man höchstens noch an Oma Renate und Opa Werner verkauft, die keine Säure vertragen. Lebendiger Wein braucht Struktur, er braucht Säure und er braucht Finesse! Wir reden hier von Säure, nicht von sauer! Im Fine Wine Kontext ist Säure vielleicht auch eher als eine lebendige Frische zu verstehen. Hier kommt der Schotte James King ins Spiel, der das Château Unang 2001 erwarb und seitdem Jahr für Jahr die Qualität hochschraubte. Wie bei all unseren Betrieben wird auch hier der Fokus auf kompromisslose Handarbeit im Einklang mit der Natur gesetzt. Mittlerweile ist sein Betrieb einer der Spitzenbetriebe der Region und hat vor Kurzem sogar im Vinum Wine Guide mit seiner Top-Cuvée "La Gardy 2020" als bester Rotwein des Ventoux abgeschnitten. Wir setzen bereits seit über 2 Jahren unsere Karten auf den Betrieb und wie es aussieht, kommt nun auch allmählich der Rest der Weinwelt auf den Geschmack. Völlig zurecht, wir freuen uns für James und seine Familie, dass die Arbeit nun so richtig Früchte trägt.
Das Sympathische: Dadurch, dass die Subregion erst jetzt so langsam auf die Weinlandkarte rückt, sind die Preise sehr human geblieben und man bekommt bereits für kleines Geld enorm viel Wein. Wie bspw. mit der Einstiegscuvée "Rhône Rouge" von Château Unang für 13 €. Schon dieser Gutswein vereint eine kräftige, dunkle Frucht mit der regionstypischen Kräutrigkeit, einer schönen Länge, spürbarem aber dennoch rundem Tannin und eben dieser wunderbaren Frische, die Rhône-Weinen leider häufig fehlt. Ein genialer Essensbegleiter oder auch als Solist gerade jetzt in der kälteren Jahreszeit eine Offenbarung. Dass der La Gardy da in Sachen Komplexität und Finesse nochmal richtig einen draufsetzt, dürfte wohl klar sein.