Dégorgement tardif auf die 12
Eigentlich müssten wir mal langsam aufhören, die Brüder Andy & Steffen Rings immer weiter in den Himmel zu loben. Wir belächeln uns dabei fast schon selbst weil es so surreal wirkt. Aber was bleibt uns denn auch anderes übrig!? Kein deutsches Weingut hat sich seit Gründung so schnell an die Spitze der deutschen Weinwelt katapultiert und sich da so dermaßen festgesetzt, dass man sich diese Spitze ohne sie gar nicht mehr vorstellen könnte. Und das längst nicht mehr nur beim Riesling und Spätburgunder - auch Bordeaux-Cuvées und zuletzt Chardonnay. Es ist absurd. Alles immer in gnadenloser Perfektion. Man hat hier eben einen immensen Anspruch an sich selbst. Jetzt ein kleines Komplimente-Sandwich: den ersten Schaumwein der beiden, den Calcaire Pinot Noir, fanden wir "gut". Ein guter, deutscher Sekt, handwerklich und in sich schlüssig. Mehr aber auch nicht. Doch was jetzt kommt, hat bei uns am Gaumen eingeschlagen wie eine Atombombe.
Wie erwähnt machen Rings jetzt auch in Chardonnay. Was lange keiner wusste: seit 2017 verfolgen die beiden schon ein Schaumwein-Projekt mit dieser Rebsorte, das auf den nicht ganz so einschlägigen Namen "Calcaire Blanc de Blancs Dégorgement Tardif 2017 brut nature" hört. Was die beiden beim Namen nicht geschafft haben, haben sie dafür beim Schaumwein selbst geschafft: puristisch, radikal und voll auf die 12, um es kurz zu fassen.
Die Eigenschaften lesen sich ebenfalls wie ein Grand Cru Champagner: 100% Chardonnay aus fast 50 Jahre alten Reben der VDP.Ersten Lage Kallstadter Steinacker, 82 Monate auf der Hefe, ohne Schwefel und ohne Dosage degorgiert. Der Name deutet auf das Kalksteinmassiv hin, welches den Untergrund dominiert, in den die Reben wurzeln. Es wurde massiv selektiert und nur die besten Trauben für den Schaumwein ausgewählt, um die Qualität über die lange Reifezeit gewährleisten zu können.
Herausgekommen ist ein geschliffener, ultra präziser Schaumwein. In der Nase nasser Stein und Kreide, geröstete Mandeln und Butter-Brioche, dann etwas Apfel, dezente Zitrusnoten und Orangenzeste. Im Hintergrund schwingt eine erhabene Rauchigkeit mit. Während die Nase elegant und subtil wirkt, schlägt einem der Gaumeneintritt wortwörtlich mitten ins Gesicht. Man verschluckt sich fast, so brutal zupackend und präzise ist das. Die Perlage fein, aber fordernd, die Aromatik eher herb und zestig, nie satt und breit. Das geht wie auf Schienen in ein langes Finale.
Willkommen in der Champions League der deutschen Schaumweine.